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Dialog

Die Unsichtbarkeit auflösen – Gestaltungspotentiale von Rückzugsorten zur Unterstützung von Frauen* in der Prostitution

Diskussion mit Mila Kostovic (ABK), Alina Weisser (Sozialarbeiterin im HoffnungsHaus Stuttgart) und Julia Harr (ABK). In Deutschland wurde Sexarbeit im Jahr 2002 legalisiert, um die soziale und rechtliche Stellung der in diesem Bereich tätigen Frauen* zu verbessern. Die damit einhergehende Abschaffung der Sittenwidrigkeit hätte das Thema Prostitution stärker in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen und die erhoffte Sichtbarkeit für mehr konkrete Unterstützung sorgen können. Doch nach mehr als 20 Jahren gibt es immer noch keinen Überblick über die tatsächlichen Arbeits- und Lebensbedingungen, und selbst der Umgang mit den Begriffen Sexarbeit und Prostitution bleiben umstritten. Gewaltdelikte, Menschenhandel und Zwangsprostitution sind nach wie vor an der Tagesordnung, der Umsatz in der Branche bewegt sich in Milliardenhöhe.

Zur Sexarbeit gehören auch Räume für die Sexarbeit: Bordelle, Stundenhotels, Straßenprostitution, Rotlichtviertel, aber auch Parks, Bahnhöfe und Privathäuser. Ein zugrunde liegendes System von Zuhältern, rechtlichen Bedingungen, Zwangsarbeit, finanzieller Abhängigkeit und wirtschaftlichem Profit schafft einen benachteiligten und unterdrückten Zustand für Frauen*. Vor allem Frauen* in der Zwangsprostitution bleiben dabei unsichtbar, während Sexarbeit – ob illegal oder nicht – in Städten räumlich zu verorten ist. Auch das Stuttgarter Leonhardsviertel beweist die Gleichzeitigkeit städtischer Verankerung und gesellschaftlicher Unsichtbarkeit, die es den Frauen erschwert, sich eigenständig aus der Zwangsarbeit zu lösen.

Umso wichtiger ist daher das Bestehen von Anlaufstellen, die der strukturellen Ausbeutung entgegenwirken. Im Leonhardsviertel etablierte sich unter anderem das HoffnungsHaus als Rückzugsort für Frauen* in der Prostitution, das als Café und mit anderen kreativen Angeboten den Austausch fördert. Die räumliche Präsenz und Zugänglichkeit ist dabei nicht nur ein singulärer Kontaktpunkt, sondern eröffnet den Zugang zu einem Netzwerk and Akteur*innen, das bestehende Angebote verbindet, alternative Wege und Möglichkeiten vorschlägt und diese betreut.

In einer Podiumsdiskussion mit Alina Weisser, Sozialarbeiterin im HoffnungsHaus Stuttgart und Julia Harr, Architekturstudentin der ABK Stuttgart, soll darüber diskutiert werden, wie ein geschützter und dennoch nicht isolierter Ort durch architektonische Gestaltung die Arbeit der – oftmals ehrenamtlichen – Helfer*innen zusätzlich stärken könnte und Räume des Ankommens, Wohlfühlens und neu Orientierens zu spezifizieren. Im direkten Bezug zum Leonhardsviertel wird darüber gesprochen werden, welche konkreten Wünsche und Bedürfnisse zur Unterstützung von Frauen* in der Prostitution oder beim Weg aus der Prostitution wahrgenommen werden sollten und inwiefern eine dezidierte räumliche Auseinandersetzung dies unterstützen könnte. Ziel der Diskussion ist es einerseits, ein breiteres Verständnis über die Mechanismen der zugrundeliegenden Gewalt-Strukturen von Menschenhandel in der Prostitution und deren Manifestationen in Architektur und Städtebau zu enerieren. Darauf aufbauend sollen die notwendige soziale und räumliche Infrastruktur für die Unterstützung von Frauen* in der Prostitution nachvollziehbar gemacht werden und dazu angeregt werden, dies im Architekturdiskurs als relevante Entwurfs-Aufgabe aufzufassen.

Details

Datum

25. Juni
Uhrzeit
18:00 Uhr - 21:00 Uhr
Veranstaltungskategorie:

Akteur*innen

Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart ABK FG Architektur

Ort

Württembergischer Kunstverein WKV
Schlossplatz 2, Eingang Stauffenbergstrasse
70173 Stuttgart
Baden-Württemberg
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